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Der Effekt der Natur: Wandern als Weg zur inneren Ruhe

Eine mehrtägige Wanderung oder ein Aufenthalt in der Natur stellt eine Ausnahmesituation dar. Im Gegensatz zum alltäglichen Umfeld, ist die Versorgung auf dem Trail auf das Rucksackvolumen begrenzt. Konsumiert wird nur in kleinen Mengen und nur dann, wenn notwendig. Das Verlangen dagegen ist dauerhaft vorhanden. So war das jedenfalls bei mir. Als ich nach langer Pause wieder anfing viele Kilometer pro Tag Berge und Anhöhen hoch und runter zu laufen. Wie gut wäre jetzt ein Burger oder ein paar Fritten. Ich träumte von frischem Obst und Gemüse, gegrilltem Fisch oder kalte Cola… Mhh. 

Man kann sich stundenlang in Fantasien von gutem Essen, einer heißen Dusche oder einem weichen Bett verlieren. 

Das Problem ist, davon wird es nicht besser. Man ist daran gewöhnt, das ein Verlangen auch gestillt wird. Ist das nicht der Fall, wird man schnell mal unzufrieden.

Der Effekt der Natur

Seit vier Tagen bin ich jetzt wieder auf dem Te Araroa Trail unterwegs und heute ist mir eine Sache ganz besonders aufgefallen.

Der Alltag in dem wir normalerweise leben, ist von dauerhaftem Kosum geprägt. Wir wenden die Energie, die uns zur Verfügung steht auf um zu Arbeiten, nutzen Ressourcen um Güter zu produzieren und letztlich Geld zu verdienen. Davon kaufen wir dann Dinge, von den wir glauben, dass wir sie brauchen. So funktioniert die Konsumgesellschaft.

Klar, wir brauchen Nahrung, Wasser, ein gewisses Maß an Komfort. Aber tatsächlich konsumieren wir oft dauerhaft und maßlos. Kalte Cola, Red Bull, Bier. Hier ein paar Snacks, da ein neues Paar Schuhe, ein bisschen guter Wein, ein neues Auto und unmengen an Elektrizität um die HiFi-Anlage, den Computer und den Flatscreen am leben zu erhalten.

Konsum wird von luxuriösen Privileg zu einer Gewohnheit. Hat man ein gewisses Maß erreicht, will man es nicht mehr missen. 

Und mit der Gewohnheit kommen entsprechende Verhaltensweisen und Ansprüche entstehen. Und schon erwischt man sich dabei, dass man ein wenig ungehalten darüber ist, wenn die beforzugte Geschmacksrichtung Fanta ausverkauft ist oder Amazon Prime erst nach 48 statt nach 12 Stunden liefert. Man Verlangt nach Konsum. 

Aber was hat das mit wandern zu tun? 

Eine mehrtägige Wanderung oder ein Aufenthalt in der Natur stellt eine Ausnahmesituation dar. Im Gegensatz zum alltäglichen Umfeld, ist die Versorgung auf dem Trail auf das Rucksackvolumen begrenzt. Konsumiert wird nur in kleinen Mengen und nur dann, wenn notwendig. Das Verlangen dagegen ist dauerhaft vorhanden. So war das jedenfalls bei mir. Als ich nach langer Pause wieder anfing viele Kilometer pro Tag Berge und Anhöhen hoch und runter zu laufen. Wie gut wäre jetzt ein Burger oder ein paar Fritten. Ich träumte von frischem Obst und Gemüse, gegrilltem Fisch oder kalte Cola… Mhh. 

Man kann sich stundenlang in Fantasien von gutem Essen, einer heißen Dusche oder einem weichen Bett verlieren. 

Das Problem ist, davon wird es nicht besser. Man ist daran gewöhnt, das ein Verlangen auch gestillt wird. Ist das nicht der Fall, wird man schnell mal unzufrieden. 

Ich bemerkte wie aus Verlangen nach Essen und Komfort mehr wurde. Es ist eine Art Denkmuster. Ich will endlich an der nächsten Hütte ankommen. Dann kann ich endlich ruhen und essen kochen. Ich will endlich den nächsten Wegpunkt erreichen, dann ist es nicht mehr so weit. Ich fing an öfter auf die Karte zu schauen und schon erwartete ich die nächste Hütte hinter jeder Wegbiegung. Und immer wieder wurde ich enttäuscht. 

Und dann ist mir sehr plötzlich folgendes aufgefallen:

Ich wollte also unbedingt diese eiskalte Cola aber mindestens 100 Kilometer Entfernung in jede Himmelsrichtung trennten mich davon. Und der Weg, den ich heute noch zu laufen hatte, kam mir plötzlich unendlich lang vor. 

Und dann sah ich mich um. Ich sah die Bäume und den Sonnenschein, die Blätter und die Flüsse. Ich hörte den Wind und das Summen tausender Wespen und Bienen im Wald. Die Natur interessiert es einen Scheiß, ob ich meine Cola kriege oder nicht. Hier ist alles okay. 

Und ich dachte mir “eigentlich ist doch grade alles okay.”

Und das war, für diesen Moment jedenfalls, das Ende vom Verlangen. Ich brauchte nichts UNBEDINGT. Ich erinnerte mich, wie ich zuvor einfach nur so zur Entspannung spazieren gegangen bin. 

Mein Rucksack fühlte sich sofort um einiges leichter an. Ich schländerte durch den Wald und war einfach zufrieden. Ich hätte zwar immer noch nichts dagegen, eine kalte Cola zu trinken, aber ich ließ mir nicht den Tag versauen, nur weil ich sie nicht kriege. 

Einer der Grundsätze der Buddhistischen Lehre (The Four Noble Truths) besagt: 

‘Suffering arises from attachment to desires’


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Eine Antwort auf „Der Effekt der Natur: Wandern als Weg zur inneren Ruhe“

Genauso ist es, wir wollen immer mehr und verpassen den wahren, besonderen, einzigartigen Augenblick in unserer Umwelt. Der JETZT zählt und nicht das was wir haben könnten oder sein möchten! Dankbar für jeden erlebnisreichen, natürlichen Tag sollten wir sein.
Timo Du hast es mal wieder auf den Punkt gebracht, vielen Dank für deine Gedanken!

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