Nach dem Ausruf des Covid-19 Alert Level 3 hat sich in kurzer Zeit jede Menge geändert. Beispielsweise war es ungewöhnlich schwierig, am State Highway per Anhalter mitgenommen zu werden. Man konnte einen Hauch Panik in der Luft spüren. Doch nach etwa 45 Minuten saßen Meg und ich in einem Wohnmobil in Richtung Christchurch. Das war die naheliegendste Lösung. Für Meg um zu einem internationalen Flughafen zu gelangen und für mich, um vorübergehend in einem Hostel unterzukommen. Ein holländisches Paar hat uns eingesammelt, nachdem wir ihnen versichert haben, dass wir gesund sind und uns die letzten Wochen überwiegend in der Natur aufgehalten haben.
Auf der ersten Hälfte der 150-Kilometer-langen Strecke war das Mobilfunknetz quasi nicht vorhanden und wir spekulierten, wie es jetzt wohl weitergeht.
Als wir dann Empfang hatten, überschlugen sich die Nachrichten. Überall versuchen Urlauber den Nachhauseweg anzutreten und stranden an überfüllten Flughäfen. Es ist die Rede von einer Rückhohlaktion für deutsche Touristen. Das auswärtige Amt führt eine Krisenvorsorgeliste namens Elefand (Elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland). Um gegebenenfalls wichtige Informationen nicht zu verpassen, habe ich mich eingetragen. Jedoch habe ich mich vorerst dagegen entschieden, nach Hause zu fliegen.
Das Alert Level 4 wurde am 26.03. um 00:01 Uhr Ortszeit ausgerufen. Zu diesem Zeitpunkt sitze ich bereits seit etwa 24 Stunden im Hostel “Urbanz” mitten in Christchurch. Ich habe versucht, irgendwo eine günstige Unterkunft oder ein Airbnb zu finden, was sich aber zu den aktuellen Umständen als sehr schwierig herausstellte. Niemand war sich wirklich sicher, wie es jetzt weitergeht und die Rezeption des Hostels sagte bloß Buchungen für die kommende Nacht zu.
Einige Stunden verbrachte ich mit vielen anderen Reisenden in der Lobby. Als am zweiten Abend, praktisch im letzten Moment, noch ein Zimmer wegen Stornierung frei wurde, entschied mich also zu bleiben.
Dieses Hostel sollte also für die nächsten Wochen mein zuhause werden. Zentral in Christchurch gelegen, bietet es jede Menge Einkaufsmöglichkeit (nur in Supermärkten), einen großen Stadtpark und ist auch sonst nicht schlecht ausgestattet: Von einem Billardtisch über Darts, Gesellschaftsspiele, einem Bücherschrank und Fernseher mit Sky-Abo ist alles da, was das Herz begehrt.
Viele Touristen (davon etwa 80% deutsche) sitzen oder saßen hier fest und warten auf ihren Rückflug. Ich bin also nicht allein. Im Gegenteil, ich habe hier einige Freunde gefunden.
Die radikale Umstellung von der Natur in die Stadt macht sich stark bemerkbar. Mir fehlt die frische Luft und ich vermisse das Laufen. Mein Körper ist so sehr an die Bewegung gewöhnt, dass mein Appetit bisher kaum nachgelassen hat. Ich muss aufpassen was ich einkaufe, weil ich das meiste sofort verdrücke.
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