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Wassersäule: So dicht sind Regenjacke und Zelt wirklich

Wassersäule: So dicht sind Regenjacke und Zelt wirklich

Was bedeutet Wassersäule?

Spricht man im Bereich der Outdoorbekleidung von der Wassersäule, ist damit eine Maßeinheit gemeint, die Auskunft über die Wasserdichtigkeit eines Gewebes gibt. Gerade bei Zelten und Funktionskleidung wie etwa Regenjacken ist es hilfreich zu wissen, wie wasserdicht das Gewebe genau ist. Begibst du dich zum Beispiel auf ein Abenteuer im tropischen oder subtropischen Klima, ist es wichtig, die Ausrüstung entsprechend abzustimmen. Der Wert der Wassersäule kann dabei helfen.

Wie wird der Wert der Wassersäule ermittelt?

Der Begriff “Wassersäule” ist dabei nicht unbedingt wörtlich zu verstehen, gibt aber eine ungefähre Vorstellung vom Testverfahren, um den Wert der Wassersäule zu bestimmen.

Beim Test eines Gewebes auf die Wasserdichtigkeit wird der sogenannte Hydrostatische Wasserdruckversuch durchgeführt. Der ist Fachjargon für den “Wasserdruck Test”.

Für alle, die es interessiert: Die Hydrostatik ist die Lehre ruhender Flüssigkeiten, die innerhalb eines ruhenden oder bewegten Bezugssystems unter der Einwirkung äußerer Kräfte stehen.

Im hydrostatischen Wasserdruckversuch beispielsweise, wird die Außenseite des zu testenden Gewebes langsam einem steigenden Wasserdruck ausgesetzt. Das folgende Video veranschaulicht den Test:

Der Wasserdruck auf das Gewebe wird so lange erhöht, bis auf der Innenseite des Gewebes Tropfen erscheinen. Beim Durchdringen des dritten Tropfens wird der Test beendet. Der Druck, der zu diesem Zeitpunkt auf das Gewebe wirkt, entspricht dem Wert der Wassersäule.

Wassersäule: Druck auf das Gewebe veranschaulicht

In der Praxis, also im Feldeinsatz eines Zeltes oder einer Regenjacke, wird nicht bloß durch die Stärke des Regens Druck auf das Material ausgeübt. Hast du dich schonmal mit ins feuchte Gras gesetzt? Du hast die Nässe dort am meisten gespürt, indem der größte Teil deines Körpergewichtes auf deiner Hose wirkte. Du denkst dir vielleicht gerade: Klar, ist doch logisch. 

Bei der Angabe der Wassersäule spielt dieses Prinzip eine wichtige Rolle. Der Wert der Wassersäule in Millimeter steht in direktem Verhältnis zum Druck, der auf das Material wirkt. Sitzt man auf einem Material, entspricht das etwa einem Druck von 2000 Millimeter Wassersäule. Beim Knien auf dem Boden steigt der Druck durch die geringere Auflagefläche auf 4800 Millimeter.

Position auf GewebeDruck in Wassersäule
Auf Gewebe sitzendca. 2000 mm
Auf Gewebe kniendca. 4800 mm

Sitzt du also im Zelt mit einem Zeltboden, der auf 3000 mm Wassersäule getestet wurde, bleibst du also vermutlich trocken. Kniest du dagegen auf dem Material, wird durch den erhöhten Druck etwas Feuchtigkeit durch das Gewebe hindurchdringen können.

Wassersäule

Was ist Wasserdicht?

Du stellst dir vielleicht die Frage, ab welchem Wert der Wassersäule man von einem wasserdichten Material sprechen kann. Wie für fast alle Bereiche gibt es auch hier eine Norm: 

Die Europäische Norm 343 – Wetterschutz

Die DIN EN 343 (also die deutsche Fassung der europäischen Norm 343) beschreibt Schutzkleidung für Schutz gegen Wettereinflüsse (speziell gegen Regen). Die entscheidenden Parameter sind:

  • Der Wasserdurchgangswiderstand 

Dieser wird beim oben beschriebenen hydrostatischen Wasserdruckversuch ermittelt und ist entscheidend für den Wert der Wassersäule

  • Der Wasserdampfdurchgangswiderstand

(Ist es nicht erstaunlich, welch wunderbare Wörter unsere Sprache hervorbringt :D)

Beim Wasserdampfdurchgangswiderstand geht es kurz gesagt darum, wie atmungsaktiv die Wetterschutzkleidung ist. Bei niedrigem Widerstand kann der im Innern der Kleidung durch Schweiß entstehende Wasserdampf leicht nach außen durch die Kleidung dringen. Das Resultat: die Kleidung “atmet”.

Die Wasserdichtigkeit wird innerhalb der Norm in 4 Klassen unterteilt:

Klasse 1 und 2: ab 800 mm Wassersäule 

Klasse 3: ab 1300 mm Wassersäule

Klasse 4: ab 2000 mm Wassersäule

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Wasserdichtigkeit#Kleidung_und_Textilien

Wassersäule

Wasserdicht und Wasserfest – Herstellung der Funktionskleidung früher und heute

Im 19. und 20. Jahrhundert kam wasserfeste Kleidung unter anderem in der Schifffahrt und der Fischerei zum Einsatz und bestand vorwiegend aus geölter Baumwolle oder Ölzeug (mit Leinöl imprägnierter Leinenstoff). 

Zum Abdichten der Nähte wurde im 19. Jahrhundert bereits Kautschuk eingesetzt.

Durch die versehentliche Kombination von Schwefel und Kautschuk, und dem damit entwickelten Prinzip der Vulkanisation, ebnete Charles Goodyear im Jahr 1839 den Weg für die Herstellung dauerhaft wasserfester Kleidung.

Bald wurde wasserfeste Kleidung also aus, zum Teil beschichtetem PVC und Gummi hergestellt. Heute dagegen kommen überwiegend moderne, synthetische Fasern mit mikroskopisch kleiner Porengröße zum Einsatz.

Moderne Regenschutzkleidung und Zelte

Die Funktionskleidung und Zelte, die wir heute in Outdoor-Geschäften sehen, bestehen hauptsächlich aus synthetischen und oft recycelten Fasern. Dazu gehören:

–          Nylon

–          Lycra

–          Polyamid

Fortschrittliche, Wasserdichte und atmungsaktive Membranen

Hersteller wie Goretex, Texapor, Hipora und Sympatex haben sich auf die Entwicklung mikroporöser Membranen spezialisiert. Hierbei wird ePTFE (Polytetrafluorethylen) sehr schnell gestreckt. Durch die Expandierung des Kunststoffes wird dieser hochporös mit etwa 1,3 Milliarden Poren pro cm²!

Die atmungsaktive Eigenschaft des Materials rührt daher, dass diese extrem kleine Porengröße 20.000 mal kleiner als ein Wassertropfen, jedoch über 700 mal größer als ein Wasserdampfmolekül ist. Dadurch kann verdunstender Schweiß vom Innern zu einem gewissen Maß nach außen abtransportiert werden.

Für den Einsatz in der Herstellung von moderner Outdoorkleidung wird diese ePTFE Membran mit Schichten aus Polyester oder Polyamid kombiniert. Eine Wassersäule von 10.000 mm oder höher ist bei Stoffen wie diesen nicht unüblich.

Wasserdichte Kleidung

 Kritik: Die Beschreibung „atmungsaktiv“

Fasern wie Goretex können insofern „atmen“, dass sie Wasserdampfmoleküle vom Innern der Kleidung nach außen transportieren können. Trotzdem ist echte Atmungsaktivität (so wie man sich das als Outdoor-Abenteurer oder Sportler oft wünscht) nur begrenzt möglich.

Der Schweiß wird schließlich nur im verdampften Zustand nach Außen transportiert. Wer bei sehr anstrengenden Touren wirklich stark ins Schwitzen kommt, hat schnell reichlich Schweißperlen auf der Haut. Diese können in geschlossener Kleidung (insbesondere bei wasserdichter Bekleidung) unmöglich schnell genug verdampfen. So zieht der Schweiß also schnell in die Textilien ein und die Kleidung wird feucht.

Das Prinzip ist also bloß wirkungsvoll bei leichter und moderater Anstrengung oder für Personen, die allgemein weniger schwitzen.

Wasserabweisende Kleidung

Wasserabweisend beschreibt eine Eigenart von Stoffen, von denen Wassertropfen abperlen, anstatt in den Stoff einzudringen. Das wird in der Regel durch Imprägnierung des Materials bewerkstelligt. 

Hierbei wird das poröse Textil mit Wachsemulsionen oder einem Film aus Silikonen oder Fluorcarbonen behandelt. Diese werden in der Regel auf das Material aufgesprüht. Ein weiterer Vorteil neben der hydrophoben (wasserabweisenden) Eigenschaft ist, dass das Material zudem widerstandsfähiger gegen Schmutz wird.

Imprägnierungen sind nicht permanent und sollten nach und nach erneuert werden, um den Schutz und die wasserabweisende Eigenschaft aufrechtzuerhalten.

FAQ – Häufig gestellte Fragen zur Wassersäule

Nein, wasserabweisend bedeutet nicht, dass das entsprechende Material auch wasserdicht ist. Wasserabweisende Textilien lassen den Regen durch Imprägnierung abperlen. Nach einer gewissen Zeit wird ein solcher Stoff dem Einfluss des Wassers aber nachgeben und schließlich die Tropfen aufnehmen (und nass werden).

Ob man sich besser für wasserdichte oder wasserabweisende Kleidung entscheidet, hängt ganz von der Situation bzw. der geplanten Aktivität und dem Wetter ab. Beim Skifahren oder im Starkregen ist wasserdichte Kleidung die richtige Wahl.

Beim Wandern oder Joggen im leichten Regen dagegen ist leichte, atmungsaktive und  wasserabweisende Kleidung besser geeignet.

Im hydrostatischen Wasserdruckversuch wird die Außenseite des zu testenden Gewebes langsam einem steigenden Wasserdruck ausgesetzt. Sobald der dritte Tropfen Wasser durch das Material gedrungen ist, gilt der Test als beendet. Der entsprechende Druck in diesem Moment gibt den Wert der Wassersäule an.

Bist du im leichten Regen unterwegs, reicht eine Regenjacke mit 2000 bis 5000 mm Wassersäule in der Regel aus. Bei Starkregen solltest du dagegen eher zu Materialien mit 8000 bis 10.000 mm oder mehr greifen. 

Gore-Tex ist ein Markenname und Sammelbegriff für die vielen Funktions Membranen, die der Hersteller anbietet. 

Die Gore-Tex Performance Shell beispielsweise wird mit 28.000 mm Wassersäule ausgeschrieben.

Eine gute Regenjacke sollte, um auch Starkregen dauerhaft standzuhalten, über eine Wassersäule von 10.000 mm verfügen.

Angenommen, eine Regenhose wird mit einer Wassersäule von 3000 mm ausgeschrieben, dann kannst du dich damit auf einen feuchten Untergrund setzen und bleibst trocken. Beim Knien auf dem Boden steigt der Druck so weit, dass die Hose an den Knien durchweicht. Das hängt mit der geringeren Auflagefläche und dem damit erhöhten Druck zusammen.

Spricht man im Bereich der Outdoorbekleidung von der Wassersäule, ist damit eine Maßeinheit gemeint, die Auskunft über die Wasserdichtigkeit eines Gewebes gibt. 5.000mm gilt innerhalb der meisten Standards als wasserdicht und kann daher problemlos im Regen getragen werden.

Stoffe mit einer Wassersäule von 10.000mm sind speziell für den Outdoor-Einsatz geeignet und sehr wasserdicht. 

Bei einer Wassersäule von 20.000 mm spricht man von extrem wasserfesten Materialien. Diese kommen meist als Zeltböden oder für die Böden von Biwaksäcken zum Einsatz.

Nein, Softshell ist nicht wasserdicht. Softshelljacken sind auf Atmungsaktivität spezialisiert und bieten bloß leichten oder im besten Fall moderaten Schutz vor Wind und Regen. Für mehr Informationen zum Thema Outdoor Jacken lies hier gerne meinen Beitrag zum Thema!

5.000 bis 10.000 mm Wassersäule ist ein guter Wert für eine Winterjacke. 

Timo
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