Wandern in Schottland – Ben Nevis
Die Highlands Schottlands im Norden Großbritanniens sind ein wahres Paradies für Outdoor Abenteurer. Von epischen Fernwanderwegen fernab der Zivilisation über aufregende Kajaktouren durch die zahlreichen Lochs bis hin zu Adrenalin-geladenen Mountainbike Abfahrten kommt hier jeder auf seine Kosten.
Harriet und ich sind dieses Jahr leider nur für einen kurzen Abstecher von zwei Wochen nach Schottland gereist und wir werden mit Sicherheit zurückkommen. Wir haben uns aber für ein spezielles Abenteuer entschieden, das wir beide schon länger auf unserer Reise-Bucket-List hatten: Die Besteigung des Ben Nevis.
Ben Nevis wandern – Der höchste Berg Schottlands und Großbritanniens
Ben Nevis ist mit 1345 Metern nicht bloß der höchste Berg Schottlands, sondern auch der höchste Berg in ganz Großbritannien.
Nachdem vor einigen Jahren eine Besteigung des Brocken im Harz meine Liebe zum Bergwandern entfacht hat, leide ich am Gipfelfieber. Seitdem habe ich unter anderem die Zugspitze und mehrere Alpengipfel im Rahmen meiner Tour auf dem Heilbronner Höhenweg bestiegen.
Nun war es an der Zeit auch in Großbritannien Bergwandern zu gehen. Der Berg liegt etwa 7 Kilometer östlich des Ortes Fort William im Westen Schottlands nahe Loch Eil.
Es gibt mehrere Routen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, die auf den Gipfel des Ben Nevis führen. Da wir ausschließlich mit unseren Rucksäcken reisen und nur eine begrenzte Auswahl an Ausrüstung bei uns tragen, haben wir uns für die einfachste Route entschieden. In diesem Beitrag möchte ich von unserer Tour erzählen.
Warum der Mai der beste Monat für eine Besteigung des Ben Nevis ist
Unsere Reise nach Schottland war relativ spontan und wir haben die Bergwanderung auf den Gipfel des Ben Nevis nicht lange im Voraus geplant.
Unser Timing hätte aber glücklicherweise nicht besser sein können: Der Mai ist tatsächlich einer der besten Monate, um in Schottland wandern zu gehen.
Dafür gibt es zwei Gründe:
- Im Mai beginnt hier der Frühsommer und das Wetter wird langsam etwas besser. Trockenphasen sind wahrscheinlicher, was im sonst oft verregneten Norden Großbritanniens eher selten der Fall ist. Zudem steigen die Temperaturen langsam. Das ist besonders dann von Vorteil, wenn du planst, hier ein Zelt aufzuschlagen.
- Im Mai vermeidest du die Midge-Saison! Highland Midges sind eine Gattung Stechmücken, die im Sommer in Schottland in unglaublicher Zahl auftreten und einem wirklich den Urlaub versauen können.
Die Saison der Mücke beginnt zwar langsam im Mai (wir bekamen einen leichten Vorgeschmack), aber wirklich schlimm wird es erst ab Juni.
Zum Wandern in Schottland bietet sich der Mai also besonders an: Du profitierst von den besseren Wetterverhältnissen und vermeidest den Großteil der nervigen, kleinen Blutsauger.
Basislager: Willkommen in Fort William
Als Ausgangspunkt für unsere Tour haben wir Fort William gewählt. Speziell den Glen Nevis Holiday Park. Hierher zu gelangen ist sehr unkompliziert: Die Bus- und Bahnanbindung von den großen Städten Glasgow und Edinburgh ist direkt und günstig.
Wir hatten Glück: Verwandte von Harriet leben in der Nähe von Glasgow. Michael – Harriets entfernter Cousin – hatte sowieso ein Wochenende für das Mountainbike Training in Fort William geplant. Er hat großzügigerweise im Auto mitgenommen. Die Fahrt von Helensburgh nach Fort William führte durch die beeindruckende Landschaft der schottischen Highlands:
Fort William ist ein echtes Paradies für Outdoor Sportler. Hier gibt es reichlich Geschäfte für Outdoor-Ausrüstung, Cafés, Restaurants und Hotels.
Es ist kein Problem, hier an Campinggas oder sonstiger Verpflegung aufzustocken. Der Ort verfügt zudem über einen großen Supermarkt und Anschluss an die Zugstrecke „Great Western Railway”, auf welcher der Zug aus den Harry Potter Filmen unterwegs ist!
Fort William ist also nicht bloß zum Wandern auf den Ben Nevis das perfekte Basislager. Jedes Jahr verschlägt es tausende Camper, Motorradfahrer, Mountainbiker und Wanderer hierher.
Der Glen Nevis Campingplatz
Der Glen Nevis Campingplatz liegt bloß etwa 45 Gehminuten entfernt vom Bahnhof in Fort William. Alternativ fahren auch regelmäßig Busse auf dieser Strecke.
Der Campingplatz selbst liegt direkt am Startpunkt für die Wanderung auf den Ben Nevis. Es gibt Stellplätze für Wohnmobile, Autos und Zelte sowie kleine Hütten als Unterkunft. Außerdem bietet ein Shop reichlich Auswahl an Verpflegung und Campingausrüstung. Zusätzlich werden im kleinen Imbiss neben dem Shop regelmäßig Essen und Getränke serviert. Hier kann man sich vor oder nach der Wanderung auf den Ben Nevis ein Frühstück oder Abendessen gönnen.
Aufbruch: Aufstieg zum Halfway Loch
Als wir am Morgen vor unserer Tour aufwachten, schien die Sonne und es war kaum eine Wolke zu sehen. Perfektes Timing für eine Bergtour. Zudem war es windstill und das sollte laut Wetterbericht bis in den späten Nachmittag so bleiben.
Behalte beim Bergwandern immer den Wetterbericht im Auge! Gerade in den Bergen können die Verhältnisse schlagartig umschlagen. Das letzte, was du willst, ist im Sturm oder Schnee auf dem Berg festzusitzen.
Für die vollständige Wanderung auf den Gipfel und zurück werden etwa 6 bis 8 Stunden angegeben.
Wir haben uns morgens also etwas Zeit gelassen und ein ausgiebiges Frühstück genossen. Es gab Porridge mit reichlich Obst und Erdnussbutter. Wir füllten unseren kleinen Wanderrucksack mit ein paar Snacks und ausreichend Wasser.
Tipp:
Packe für eine Wanderung auf den Ben Nevis etwas mehr Wasser ein. Auf dem Weg gibt es bloß einmal die Möglichkeit, Wasser aus einem Bergbach aufzufüllen. Gerade an einem warmen Tag wirst du hier viel schwitzen und musst deshalb deinen Flüssigkeitshaushalt regelmäßig wieder auffüllen.
Viele Stufen führen zum Bergsee auf halber Höhe zum Gipfel
Nach dem Verlassen des Campingplatzs folgten wir der Glen Nevis Road einige hundert Meter Richtung Süden bis zum Glen Nevis Youth Hostel.
Von hier führt eine Brücke auf der anderen Straßenseite über den River Nevis und schließlich auf den Trail zum Gipfel. Die Höhenmeter lassen von hier aus nicht lange auf sich warten: es geht steil den Hang hinauf.
Auf vielen Stufen und schlängelt sich der gut ausgebaute Pfad den Berg hinauf. Nach kurzer Zeit trafen wir auf eine Weggabelung: Links entlang führt der Weg hinunter ins Tal zum Ben Nevis Visitor Center nahe Fort William.
Nach rechts führt der Weg zum Gipfel weiter den Hang nach oben.
Von hier ging es auf einigen Serpentinen und immer noch über gut ausgebauten Wanderweg und Steinstufen zum Halfway Loch. Der Bergsee markiert, wie der Name vermuten lässt, den Mittelpunkt der Strecke. Auf dem Weg hierhin bieten sich wunderschöne Ausblicke in das Tal bis auf den Campingplatz, an dem wir am Morgen gestartet sind.
Ben Nevis Wandern: Vom Halfway Loch zum Gipfel
Es folgte eine angenehme Strecke geradeaus zwischen dem Bergsee und dem Nordwest-Hang des Berges entlang. Wir legten eine kurze Mittagspause ein und machten uns dann an den restlichen Aufstieg.
Der gut ausgebaute Wanderweg wurde langsam schmaler und nach den ersten steilen Kurven den Hang des Berges hinauf befanden wir uns auf einem felsigen Bergwanderweg.
Unerwarteter Helikopter Einsatz
Etwa 400 Höhenmeter unterm Gipfel bemerkten wir das ferne Wummern eines Helikopters Rotors, das langsam immer lauter wurde. Der Helikopter war im direkten Anflug auf unsere Position.
Ein Stück oberhalb unserer Position ist offensichtlich etwas passiert: Wie sich später herausstellte, ist ein Wanderer beim Aufstieg tragisch ums Leben gekommen. Die genauen Umstände sind nicht bekannt.
Es liegt aber nahe, dass der Grund ein Herzinfarkt, Schlaganfall oder Ähnliches war.
Wir warteten, bis der Helikopter einen Sanitäter absetzen konnte, um die Evakuierung vorzubereiten.
Vor erneutem Abflug des Helikopters wurden wir aufgerufen uns hinzusetzen. Ich war erstaunt über die Stärke des Windstoßes, der vom Rotor kam.
Kommt es zu einem solchen Evakuations- oder Bergrettungseinsatz, kann es an Tagen mit guten Wetterverhältnissen schnell zu einem Anstau vieler Wanderer beziehungsweise Bergsteiger kommen. So gab es auch in unserem Fall einen Stau am Berg.
Wir warteten also eine Weile, um nicht inmitten der Hauptgruppe zu laufen, da auf einem kleinen Trail wie diesem bloß eine Person ins Stolpern kommen muss, um ein weiteres Unglück zu verursachen.
Aussicht vom Gipfel
Als wir das steilste Stück des Aufstieges hinter uns gebracht haben, ging es schließlich über Geröll und einige kleinere Schneefelder auf den Gipfel des Ben Nevis.
Von hier bot sich uns eine unglaubliche Panorama-Aussicht auf die umliegende Berglandschaft und die Bergseen der Highlands Schottlands.
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