Der Mount Richmond Forrest Park liegt im Norden der Südinsel Neuseelands. Die abgeschiedene Gebirgskette verbindet das Nelson Lakes District mit der Küstenregion Tasman Bay. Einige Trails führen durch dieses wunderschöne Naturschutzgebiet, das Wanderern und Outdoor-Begeisterten eine anspruchsvolle Herausforderung bietet.
Der Alpine Track führt über einige der höchsten Gipfel und Bergrücken der Region. Auf dem Weg gibt es keine Möglichkeit Ausrüstung oder Verpflegung aufzustocken. Ein echtes Abenteuer! Ließ meinen Blogpost zum ersten Teil der Wanderung durch die Richmond Ranges hier!
Vom Gipfel des Mount Ellis ging es einige Kilometer weiter auf dem Wairoa-Valley-Track. Doch der Track war auf diesem Abschnitt weniger ein Wanderweg als eine Stolper-Tour über Steine, Geröll und Grasbüschel. Nach einem langen Tag bergauf und bergab in diesem Terrain machten meine Beine langsam schlapp. Doch die Top-Wairoa Hut war nicht weit entfernt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Bergkette liegt sie am Wairoa River auf Höhe der Baumgrenze. Der Wairoa River hat hier seinen Ursprung und fließt hinab durch ein schmales Tal bis er nahe der Stadt Richmond in der Tasman Bay in den Waimea River mündet.
An der Hütte angekommen stießen wir (einige Te Araroa Wanderer, die ebenfalls in Richtung Norden unterwegs waren und ich) auf den Ü60-Wanderverein von Christchurch. Die Gruppe von sieben Wanderern erreichte die Hütte etwas später als wir und die Kapazität unserer Unterkunft war damit überschritten. Da ich, wie schon mehrfach erwähnt, nicht besonders gut in vollen Hütten schlafe, erkläre ich mich bereit, Platz zu machen und mein Zeltlager draußen aufzuschlagen. Ich fand eine kleine Erhebung die sicher aussah und sorgte dafür, dass alle Heringe fest im Boden verankert waren.
Die Wanderer aus Christchurch hatten wichtige Informationen für uns! Der aktuelle Wetterbericht prophezeite starken Regen für die kommende Nacht. In den Bergen weiß man nie genau, ob eine Schlechtwetterfront vorbei zieht oder man volle Breitseite kriegt. Sollte der Starkregen uns wirklich treffen, bestand die Möglichkeit, dass wir einen Tag oder zwei an der Top-Wairoa-Hut festsitzen.
Denn der Weg würde uns das Tal hinab zur Mid-Wairoa-Hut führen. Und dabei muss der Fluss mehr als bloß ein paar mal überquert werden. Ist ein Fluss vom Regen geflutet, ist Vorsicht geboten. Denn bereits in knietiefen Wasser kann die Strömung so stark sein, dass man leicht die Kontrolle verlieren kann.
Glücklicherweise fiel der Regen in der Nacht aber nicht so stark aus wie erwartet. Naja, der Regen war stark. So stark, dass mein Zelt zwei mal halb in sich zusammen fiel und ich die Heringe neu setzen musste. Doch nach etwa zwei Stunden hörte es auf und ich konnte einige Stunden guten Schlaf aufholen.
Am Morgen gaben wir dem Fluss etwas Zeit zum abschwellen. Ich ließ mein Zelt im Sonnenschein trocknen und genoss meine Haferflocken und eine Tasse schwarzen Instant Kaffee.
Jetzt hieß es Daumen drücken. Auf meinem Weg den schmalen Pfad im dicht bewachsenen Busch hinab konnte ich den Fluss rauschen hören. Doch als ich die Stelle für die erste Überquerung erreichte war ich erleichtert. Das Flussbett war hier etwas weiter und ich konnte ohne große Probleme die andere Seite erreichen.
Auch die nächste fünf oder sechs Überquerungen waren machbar. Kurz vor dem Erreichen der Mid-Wairoa-Hut galt es den Fluss ein letztes Mal zu überqueren und hier war die Situation definitiv Grenzwertig. Das Wasser stand mir fast bis zur Hüfte.
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und stabilisierte mich mit meinen Wanderstöcken. Hierbei ist es wichtig, stets mit drei Punkten Kontakt zum Flussbett zu halten. Es wird nacheinander jeweils ein Fuß oder ein Wanderstock voran bewegt. Die Wanderschuhe sollten im besten Fall vor einen Stein gegen die Strömung geklemmt werden.
Die stärkste Strömung lag in der Mitte des Flusses und war mit einem beherzten Satz durchschritten. Danach konnte ich aufatmen und die letzten relativ entspannten Kilometer durch den Wald zur Mid-Wairoa-Hut genießen.
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