Dieser Teil der Materialkunde-Serie dreht sich um einen ganz besonderen Stoff: Merinowolle. Doch was ist Merinowolle? Ein 100% natürlicher Stoff, der mit einer erstaunlichen Vielzahl an Eigenschaften glänzt, die uns gerade im Outdoor- und Abenteuerbereich viele Vorteile bieten! In diesem Beitrag erfährst du alles, was du zum Wundermaterial wissen musst! Viel Spaß beim Lesen!
Was ist Merinowolle? Vorteile und Eigenschaften im Überblick
Komfortabel
Eine der Eigenschaften, die die Wolle des Merino Schafes so besonders machen, ist das angenehme Tragegefühl der daraus hergestellten Kleidung. Doch woran liegt das?
Je feiner die Faser, desto angenehmer das Gefühl auf der Haut. Deshalb sind Stoffe wie Kaschmir, Seide und schließlich auch Merinowolle so begehrt. Der Durchmesser der Merino-Faser beträgt mit 16,5 bis 24 μm zum Vergleich etwa ein Drittel des Durchmessers eines menschlichen Haares.
Daher fühlen sich T-Shirts, Pullover und andere Kleidung aus Merinowolle weicher an und kratzen in der Regel auch nicht so sehr wie etwa andere Woll-Pullover.
Nachhaltig
Merinowolle ist ein reines Naturprodukt und daher komplett nachhaltig. Vorausgesetzt, der Betrieb bzw. der Hersteller, von dem du die Kleidung beziehst, achtet auf artgerechte Haltung der Tiere. Mehr dazu liest du weiter unten im Abschnitt: Tierwohl, nicht artgerechte Haltung und Mulesing.
Antibakteriell und Geruchsneutral
Gerade bei Outdoor Aktivitäten und Sport spielt dieser Punkt eine entscheidende Rolle. Sind wir auf langen Wanderungen unterwegs und den ganzen Tag eventuell bei hohen Temperaturen unterwegs, kommen wir schnell mal ins Schwitzen. Trocknet der Schweiß, führt das schnell zu unangenehmen Gerüchen in der Kleidung.
Eine entscheidende Eigenschaft der Merinowolle ist, dass sie Geruchsmoleküle effektiv absorbiert und beim Waschen schließlich wieder abgibt.
Daher wird Merinowolle oft bei der Herstellung von Aktiv-Unterwäsche, Sport- und Funktionskleidung und spezielle Reise-Kleidung eingesetzt.
Atmungsaktiv
Die feinen Fasern der Merinowolle sorgen neben einem angenehmen Tragegefühl auch für hervorragende Atmungsaktivität. Man schwitzt daher in Kleidung aus Merinowolle weniger als etwa in Kunstfaser- oder Baumwoll-Bekleidung.
Wärme regulierend
Eine der besonders einzigartigen Eigenschaften der Merinowolle ist ihre Fähigkeit zur nahezu perfekten Wärmeregulation. Die nordafrikanische Herkunft der Schafart setzte evolutionär voraus, dass die Tiere in einem weiten Spektrum unterschiedlicher Temperaturen klarkommen mussten. Während sie tagsüber extremer Hitze ausgesetzt waren, mussten sie nachts gleichzeitig gut isoliert bleiben.
Genauso ist auch Kleidung aus Merinowolle fähig, uns bei kühlen Temperaturen vor der Kälte zu schützen und gleichzeitig bei starker Hitze nicht übermäßig ins Schwitzen zu geraten. Eine weitere vorteilhafte Eigenschaft von Merinowolle ist, dass sie uns auch, nachdem sie nass wird, noch warm hält. Beim Wandern im Regen ist Kleidung aus Merinowolle also sehr zu empfehlen.
Elastisch
Die Elastizität der Merinowolle ist ein weiterer Grund, weshalb das Material sich hervorragend für Outdoor-Abenteuer und Sport eignet. Selbst wenn der Stoff auf die Probe gestellt wird und sich regelmäßig dehnt, behält die Kleidung langfristig ihre ursprüngliche Form bei.
Natürlicher UV-Schutz
Während das Sonnenlicht und die Circadiane Rhythmik, unsere innere Uhr,
eine wichtige Rolle in den Bereichen Gesundheit, Regulierung unserer Laune und unser Hormonlevel spielt, kann sich zu viel direktes Sonnenlicht auch schädlich auf unseren Körper auswirken. So kann dauerhafte und direkte UV-Strahlung, besonders in den Bergen, zu Verbrennungen und im schlimmsten Fall Hautkrebs führen.
Deshalb sollte Sonnencreme auf Abenteuern im Gebirge oder allgemein im Hochsommer immer Teil deiner Ausrüstung sein.
Doch auch Kleidung aus Merinowolle bietet eine natürlichen Sonnenschutzfaktor. Studien haben gezeigt, dass der ultraviolette Anteil im Sonnenlicht durch Wolle effektiver als durch andere Materialien absorbiert werden kann.
Was ist Merinowolle? Nachteile der Wunderfaser
Der Preis
Wie du siehst, Merinowolle bietet exzellente Eigenschaften für den Einsatz im Outdoor-Bereich. Sie ist komfortabel, elastisch, antibakteriell, wärmeregulierend und schützt auf natürliche Weise vor gefährlicher UV-Einstrahlung.
Doch wie bei allen hochwertigen Materialien hat auch die Wunder-Wolle der Merinoschafe ihren Preis. Kleidung aus Merinowolle ist nicht günstig.
Aufgrund der langen Haltbarkeit und Qualität ist es aber durchaus sinnvoll, langfristig in einige Kleidungsstücke aus Merinowolle zu investieren. Meine Merino-Wandersocken beispielsweise haben mehr als doppelt so lang gehalten wie andere Modelle aus Baumwolle und Kunstfaser. Der Preis ist also gerechtfertigt und letzten Endes kauft man besser einmal ein Qualitätsprodukt für einen höheren Preis, als drei Billigprodukte zum halben Preis.
Tierwohl, nicht artgerechte Haltung und Mulesing
Ein weiterer Nachteil der Merinowolle liegt in der Herstellung bzw. Gewinnung des Naturproduktes. Wie so oft, wenn ein Gut sehr begehrt ist und für viel Geld verkauft werden kann, wird in der Herstellung die Maximierung des Umsatzes angestrebt.
Das passiert auch in der Schafzucht leider oft auf Kosten des Wohls der Tiere. Besonders einigen Herstellern in Australien wurde (und wird) vorgeworfen, die Tiere in Massen zu halten, nicht auf das Wohlergehen der Tiere zu achten.
Zudem wird häufig zu fragwürdigen Praktiken wie dem “Mulesing” gegriffen. Hier wird dem Schaf, ohne Betäubung, ein Teil des Fells am Hinterteil entfernt, um den Fliegenbefall zu minimieren. Solche Praktiken sind schlicht Tierquälerei.
Achte deshalb beim Kauf von Merino-Bekleidung auf Siegel und Zertifizierungen, die die Herkunft aus nachhaltigen Betrieben kennzeichnet und stelle sicher, dass du diesen Zertifizierungen auch trauen kannst.
Woher kommt Merinowolle? Ein Wort zur Herkunft und Herstellung
Die Geschichte der Merinowolle geht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Man geht davon aus, dass Merinoschafe (oder Vorläufer der Art) über Handelswege aus Nordafrika nach Spanien gebracht wurden. Hier begann im Mittelalter die Zucht der Schafe und der, damals als “Spanische Wolle” bezeichnete Stoff wurde schließlich zum Exportschlager der Nation.
Der Verkauf der Merinowolle war so erfolgreich, dass der Schafzuchtverband Mesta die Verbreitung der Schafart verhinderte. Die Ausfuhr der Schafe selbst stand zu dieser Zeit unter Todesstrafe!
Bis ins 18. Jahrhundert hinein betrieb Spanien den exklusiven Handel mit dem begehrten Material, bis sich die Verbreitung schließlich nicht mehr aufhalten ließ. So gelangen die Schafe unter anderem nach Deutschland und über den Seeweg mit europäischen Siedlern bis nach Australien und Neuseeland.
Seitdem wird in diesen Ländern der Großteil der Merinowolle hergestellt und in den Rest der Welt exportiert.
Herstellung von Merinowolle
Ein- bis zweimal im Jahr wird das Merino-Schaf geschoren. Die professionellen Scherer schaffen an die 200 Schafe pro Tag. Die Wolle wird gesammelt, begutachtet und auf unterschiedliche Qualitätsmerkmale getestet.
Schließlich wird die Wolle gewaschen und für die weitere Herstellung zu Kleidung in Garn verarbeitet.
Schurwolle und Merinowolle – Der Unterschied erklärt
Der Unterschied ist einfach erklärt: Als Schurwolle bezeichnet man schlicht Schafwolle, die nicht vom Merinoschaf, sondern von anderen Arten stammt. Merinowolle ist im Gegensatz zu Schurwolle feiner und bietet zudem die oben genannten Vorteile.
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