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Outdoor Kochen macht Spaß! Das weiß jeder, der gerne mal den Grill anschmeißt. Doch noch aufregender ist das ganze, wenn man sich die Mahlzeit vorher selbst beschafft. Schon in jungen Jahren sind wir regelmäßig zum Pilze sammeln in den Wald gegangen. Und direkt im Wald mit etwas Knoblauch, Zwiebeln, Butter und einigen Kräutern zubereitet schmecken sie zweifellos am besten.
Neuseelands vielfältige Natur bietet da nochmal ganz andere Möglichkeiten und das will ich mir natürlich nicht entgehen lassen.
“Fish & Game”, das Fischen und Jagen steht bei vielen Kiwis verständlicherweise hoch im Kurs und ist in Zeiten einer globalen Pandemie beliebter denn je! Wer würde sich nicht gerne, unabhängig von der Lebensmittelindustrie, selbst versorgen können. Davon bin ich zugegebenermaßen noch weit entfernt.
Auf der Jagd war ich noch nicht. Das Fischen ist inzwischen ein Hobby, das ich nicht mehr missen möchte. Dazu aber später mehr.
Ich will hier von meinem ersten kleinen Fang berichten.
Als ich auf dem State Highway 1 Richtung Norden die Ostküste der Südinsel entlang fuhr, sah ich ein Schild mit der Aufschrift “Gore Bay, scenic route” oder so ähnlich. Da ich auf meinem Weg nach Nelson (um dort Arbeit zu finden) keinen Zeitdruck hatte, nahm ich den Umweg gerne in Kauf.
Nach etwa 12 Kilometern Fahrt, auf einer sehr abenteuerlichen, kurvigen und schmalen Straße, bot sich mir am Cathedral Gully nahe der Küste einer der malerischsten und wunderschönsten Ausblicke meiner bisherigen Reise:
Von hier ging es, nur ein paar Kurven später, direkt zur Gore Bay. Der lange, weite Sandstrand, könnte so direkt in einem Reiseführer abgebildet sein.
Die Ebbe setzte ein. Perfekt für einen Strandspaziergang, dachte ich mir. Ich lief also los, die grüne Böschung herunter und dann die Bucht entlang. Nach einigen hundert Metern wechselt der Untergrund immer mehr von Sand zu Felsen. Und dazwischen finden sich unmengen an Muscheln und Schalentier-Fragmenten.
Wieso also nicht diese Gelegenheit nutzen, und eine Mahlzeit zu beschaffen. Hinweistafeln an so ziemlich jeder Bucht und jedem Strand in Neuseeland informieren über Mindestgröße und das erlaubte Tageslimit der dort heimischen Fische, Muschel- und Krebstiere.
Die Greenshell Muschel ist eine neuseeländische Spezialität und an vielen Stränden recht einfach zu finden. Um an die größeren Exemplare heranzukommen, ist es oft notwendig auf niedrigen Wasserstand zu warten. Alternativ kann man auch abtauchen.
Da Wassertemperaturen um 14°C nicht unbedingt angenehm sind zog ich meinen Wetsuit über. Taucherbrille und Schnorchel hatte ich natürlich auch dabei.
Das erfrischende Meerwasser wirkt jedesmal wieder sehr belebend und der erste Muschelfund ließ nicht lange auf sich warten. Es ist faszinierend wie viel Leben an so einem abgelegene Strand zu finden ist.
Ich habe hier meinen ersten wilden Crayfish (eine Art Hummer/Flusskrebs) gesehen:
Ein sehr junges Exemplar!
Außerdem fand ich diese Paua!
Die etwa faustgroße Seeschnecke (In anderen Regionen auch Abalone genannt) lebt normalerweise in einer blau-grün schimmernden Muschel. Ohne ihre Behausung, wie in diesem Fall, sieht sie eher unappetitlich aus. Die neuseeländische Küche bietet aber viele Möglichkeiten, daraus eine leckere Mahlzeit zuzubereiten.
Wenn man alleine an diesen Stränden unterwegs ist, sollte man immer Augen und Ohren offen halten. Als ich, den Blick auf den Boden gerichtet, am Strand entlang lief und schließlich wieder aufsah, saß dort ein Seehund nur wenige Meter von mir entfernt auf einem Felsen.
Die Kollegen sind relativ friedlich. Da sie an Land auf ihren Flossen aber nicht so fix unterwegs sind, fühlen sie sich schnell mal in die Ecke gedrängt. Als ich mich langsamen Schrittes von ihm entfernte, bemerkte er mich und war kurz darauf verschwunden. Wildtiere dieser Größe aus der Nähe zu sehen ist immer eine intensive Erfahrung.
Zurück am Auto angekommen legte ich meinen Wetsuit zum trocknen in die Sonne und machte mir einige Gedanken über das säubern der Muscheln.
Muscheln sowie Schnecken sollten vor dem Verzehr immer gründlich gereinigt werden. Sie ernähren sich von unterschiedlichen Pflanzen auf dem Meeresgrund und fressen dabei auch jede Menge Sand.
Wer diesen Sand nicht als Beilage zwischen den Zähnen haben möchte, sollte die Muscheln mindestens 24 Stunden in sauberes Salzwasser legen. Ich schnitt also eine alte Plastikflasche auf, legte die Muscheln hinein und machte mich wieder auf den Weg.
Nachdem ich bei der St Anne’s Lagoon, eine viertel Stunde nördlich von Gore Bay übernachtete, machte ich mich am nächsten Morgen weiter auf Richtung Norden.
Mein Tagesziel war Havelock, eine Kleinstadt in den Marlborough-Sounds im Norden der Südinsel. Der kleine Ort ist berühmt für das Farmen und Zubereiten der Greenshell Muscheln. Überall im Ort sieht man kleine Muschel-Skulpturen (kein Witz) und Anfang des Jahres kommen tausende Besucher zum Mussel and Seafood-Festival in die “Greenshell Mussel Capital of the World”.
Der perfekte Ort also, um hier mein Mittagessen zuzubereiten:
Battered Mussels and Chips
(Panierte Muscheln und Pommes)
Das Rezept für die Panade gab mir mein Freund Ian, den ich im Hostel in Christchurch kennengelernt habe. Paniert man damit Fisch, erhält man mit ein paar Fritten original englische Fish&Chips!
Zum ausprobieren hier das Rezept:
In eine Schale gibt man
eine Tasse Mehl. In die Mitte der Schale gibt man dann 1,5 Esslöffel dunklen Malzessig (noch nicht unterrühren!).
In den Essig dann 2 Teelöffel Backpulver geben und den Essig mit dem Backpulver reagieren lassen. Es sollte gut anfangen zu schäumen – was letztlich zu der knusprigen Panade führt.
Einen ¼ Esslöffel Salz untermischen und die Zutaten unter der Zugabe von lauwarmen Wasser langsam zusammen mixen, bis das ganze eine cremige, nicht zu dünne Masse ergibt. Zum Abschluss einen Schuss Mineralwasser oder Bier in den Teig geben um die Panade noch knuspriger werden zu lassen.
Für die Menge an Flüssigkeit habe ich keine genaue Angaben. Man muss ein bisschen rumprobieren um die perfekte Textur zu finden.
Jetzt paniert man was auch immer in dieser Mischung und frittiert es dann in heißem Öl. Die Kiwis sind da sehr kreativ.
Von Fisch, Muschel, Austern, Würstchen über Paua-Frikadellen und Chicken bis hin zu Schokoriegel und Donuts bekommt man hier alles frittiert in dieser Form.
Ich habe also meine Campingküche an diesem Ort mit wunderbarer Aussicht ausgebreitet und losgelegt:
Während ich die Kartoffeln zu Fritten verarbeitete, kochte ich in einem zweiten Topf die Muscheln und sortierte danach die Ungeöffneten aus.
Nachdem ich das Muschelfleisch vorsichtig aus den Schalen gelöst habe, und auf etwas Küchenrolle trocknen ließ, waren die Schalentiere fertig zum frittieren.
Das Ergebnis überzeugt mit einer bestechenden Kombination aus frischen, aromatischen Muscheln und salzig-fettigem Imbiss-Flair.
Viel Spaß beim ausprobieren!
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