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Langstreckenwandern – Weite Wege im Trend

Langstreckenwandern – Weite Wege im Trend

Das Langstreckenwandern entwickelt sich Momentan zur Trendsportart. Es verbindet das landschaftliche und entschleunigende Naturerlebnis mit einer physischen und mentalen Herausforderung.

Sie sind lang, anstrengend und unter Umständen schmerzhaft. Müdigkeit und Muskelkater sind garantiert. Blasen und Krämpfe keine Seltenheit. Und immer mehr Wanderer können nicht genug davon kriegen.

Die Rede ist von Langstreckenwanderungen. Großevents wie Mammutmarsch und Megamarsch mit tausenden Teilnehmern erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Was bewegt Wanderer dazu, Tag und Nacht zu laufen und persönliche Rekorde zu knacken während sie Schmerzgrenzen überwinden.

Langstreckenwanderung

Langstreckenwandern als Event

In ganz Deutschland und auch International findet man großangelegte Events a la Megamarsch oder Mammutmarsch. Straßen werden gesperrt und Verpflegungsstationen eingerichtet. An Start- und Ziellinie finden Partys statt.

1000 Teilnehmer waren es 2017 noch beim Hamburger Megamarsch. 2019 bereits 4500 Wanderer, die sich der Challenge gestellt haben! 100 Kilometer in 24 Stunden. Wer es ins Ziel schafft, verdient sich eine Medaille. Urkunden werden ab der zweiten Verpflegungsstation ausgestellt. Eine weitere beliebte Distanz sind 50 Kilometer in 12 Stunden.

Verteilt in 20 Kilometer-Abständen, sind beim 100 Kilometer-Lauf vier Stationen entlang der gesamten Strecke eingerichtet. Hier können die Wanderer ihre Wasserflaschen auffüllen und einen Kaffee oder Tee trinken. Außerdem gibt es Obst, belegte Brote und andere Snacks.

Die Vorbereitung

Von den tausenden Teilnehmern dieser Events, erreichen in der Regel weit weniger als die Hälfte die Ziellinie. Demnach sollte man den Aspekt der Vorbereitung wahrscheinlich nicht unterschätzten. Wandern über ungewohnt lange Zeiträume beansprucht Gelenke und Muskeln.

Vor meinem Megamarsch, habe ich mich gefragt, wie wohl die ideale Vorbereitung aussehen könnte. Ich las Blog Einträge und Artikel zum Thema und habe letztlich festgestellt: Trainings-Volumen ist hier wichtiger als Trainingsintensität. Regelmäßige Trainingswanderungen und schlicht Zeit auf den Beinen bereitet den Bewegungsapparat besser vor als etwa schnelle Powerwalks. Je mehr man vorher läuft und sich an ein Maß an Bewegung gewöhnt, desto besser.

Was sich als besonders hilfreich herausgestellt hat (und viele der anderen Teilnehmer waren derselben Meinung), ist die Ausrüstung vorher gründlich zu testen! Welche Hose trage ich? Nehme ich Flaschen oder einen Trinkrucksack mit? Wie sieht es mit Schuhen aus? Eine kleine Druckstelle wird spätestens bei Kilometer 70 oder 80 zu einer unangenehmen Blase.

Langstreckenwandern auf Fernwanderwegen

Ein erlebnisreicher Tag

Einer der Hauptgründe für eine lange Wanderung! Wer den ganzen Tag läuft und sich vornimmt, über die eigenen Grenzen hinaus zu gehen, dem ist eines garantiert: Es wird ein Tag, den man so schnell nicht vergisst!

Am Morgen des Tages meiner langen Wanderung war ich erst einmal sehr aufgeregt. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukommt und wie ich damit umgehen werde. Dann geht es los und man legt die ersten Kilometer zurück. Und früher oder später, je nach Tagesform, wird sich das erste Mal etwas Müdigkeit im Körper breit machen. Dann geht man weiter und fühlt sich plötzlich wieder voller Energie. Es geht auf und ab im Gemüt. Mal mehr, mal weniger. Aber die Gefühle wurden für mich immer intensiver, je weiter ich gelaufen bin.

Diese emotionale “Kapazität” eines solchen Abenteuers ist wirklich großartig! Man erlebt sehr viel in einer recht kurzen Zeit. Relativ betrachtet kamen mir 24 Stunden letztlich vor wie eine ganze Woche.

Das sorgte dafür, dass mir diese Wanderungen immer besonders lebhaft in Erinnerung geblieben sind.

Langstreckenwandern

Langstreckenwandern: Probleme lösen lernen

Ein weiterer Aspekt, der das Langstreckenwandern unglaublich interessant macht: Die gesamte Wanderung bis hin zum Ende ist eine Challenge. Man lernt, sich selbst und die eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Und weitergehend dann, dass es möglich ist, diese zu verschieben.

Egal ob körperlich oder mental, man wird unterwegs immer wieder auf die Probe gestellt. Tatsächlich ist beides scheinbar immer irgendwie miteinander verbunden. Mal tut vielleicht der Knöchel etwas weh, dann bekommt man Hunger, dann hat man eine Blase oder ist plötzlich sehr müde. Und hin und wieder stellt man sich die Frage “Wieso tue ich das eigentlich?”

Ich hatte die besten Momente meist kurz nachdem ich diese Frage für mich beantworten konnte. Und selbst wenn die Antwort bloß kurzfristig hieß “Keine Ahnung aber ich will es bis zur nächsten Verpflegungsstation schaffen!” Dann verging etwas Zeit. An der Station gab es dann etwas Kaffee und ein paar Salzstangen. Und schon sieht die Welt wieder anders aus und ich fühlte mich bereit für einen weiteren Wegabschnitt.

Wenn wir einen Grund finden weiter zu machen, dann findet unser Körper auch einen Weg. Die Entscheidung muss zuerst im Kopf getroffen werden.

Ich denke, ich konnte daraus definitiv etwas für meinen Alltag mitnehmen. Und ich freue mich deshalb auch schon auf meine nächste längere Strecke.

Die Marathon Mönche Kyotos

Viele Teilnehmer erzählen mir, wie das gehen über lange Zeiträume sie in absolute Ruhe versetzt hat. Einige sprachen sogar von tranceartigen Zuständigen. Ich habe ähnliche Erfahrungen gehabt und konnte bei diesen Wanderungen nach einer gewissen Zeit immer besonders gut “abschalten”.

Das Wandern als Meditation oder Weg zur Achtsamkeit hat eine lange Tradition. Im Zuge der sogenannten Kaihōgyō, gehen japanische Mönche noch immer auf lange Pilgerreisen um dabei ihren Geist zur Ruhe zu bringen und Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden. Das Ritual dauert zwischen 100 bis 1000 Tage und führt die Mönche auf ihrem Weg um den Berg Hiei bei Kyoto. Sie legen dabei Strecken zwischen 30 bis über 80 Kilometer täglich zurück (Quelle). Daher werden sie auch oft “Marathon-Mönche” genannt. Diese Tradition hat bereits seit über 1000 Jahren bestand.

Auch in anderen Religionen hat das Pilgern einen hohen Stellenwert.

Fazit:

Das Langstreckenwandern ist eine aufregende Challenge. Perfekt, um aus der Routine des Alltags herauszufinden und um eine neue Perspektive auf Themen wie Motivation und Gelassenheit zu bekommen.

Mir hilft es, Stress zu relativieren und die Probleme und Aufgaben des Alltags in einem anderen Licht zu sehen.

Informationen zu den positiven Auswirkungen des Wanderns auf Körper und Geist findest du hier!

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Timo
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