Te Araroa Nordinsel: Von Te Kuiti nach Waitomo
Nach insgesamt über 2000 Kilometern bin ich schließlich in Te Kuiti angekommen, einer der vielen Orte Neuseelands, die man als Wanderer auf dem Te Araroa besonders auf der Nordinsel näher kennenlernt. Ich habe mich spontan dazu entschlossen, hier einen Tag Pause einzulegen. Das lag nicht zuletzt an dem guten Essen der Restaurants in Te Kuiti sowie einer besonders einladenden Unterkunft.
Der Te Araroa: Nordinsel vs Südinsel
Ohne Probleme könnte ich eine Vielzahl von Eigenschaften nennen, die den Te Araroa so einzigartig machen: Die atemberaubende Natur, die Vielseitigkeit der Landschaft und natürlich die Gastfreundlichkeit der Kiwis!
Abgesehen davon ist mir bisher vor allem aufgefallen, wie gegensätzlich die Erfahrung bisher auf den beiden Inseln war.
Auf der Südinsel geht es einen großen Teil der Strecke über abgelegene Gebirgspässe und durch tiefe Wälder – und das oft hunderte Kilometer entfernt von der nächsten größeren Ortschaft. Verbindung mit der Außenwelt über das Internet ist hier oft bloß auf Berggipfeln oder in der Nähe von Städten möglich. Das gilt insbesondere für die nördliche Südinsel in Gebieten wie dem Nelson Lakes National Park sowie den Richmond Ranges.
Die Nordinsel dagegen beherbergt den Großteil der Population Neuseelands und urbane Gebiete gibt es praktisch überall. Das Mobilfunknetz ist fast allgegenwärtig und als Wanderer hat man beinahe täglich die Möglichkeit, sich in Fish & Chips Restaurants den Bauch voll zu schlagen.
Während auf der Südinsel Isolation und unwegsames Terrain zur Herausforderung werden, verlangt es auf der Nordinsel nach Disziplin, nicht ständig den Vorzügen der Zivilisation nachzugeben. Ein Erfrischungsgetränk oder Essen zum Mitnehmen wartet hier praktisch immer gleich hinter der nächsten Wegbiegung. Und beim Fernwandern ist man ja bekanntlich dauernd hungrig. Im Ernst – ich kann nicht aufhören zu essen..
Die Kiwis kennenlernen
Was die Nordinsel aber zu einem ganz besonderen Erlebnis macht, ist die Gastfreundschaft der neuseeländischen Bevölkerung.
Die Kiwis sind stets freundlich und neugierig: Nicht selten werde ich angehalten und nach meinen Plänen und meiner Wanderung gefragt. Gelegentlich wurde ich auf ein Getränk eingeladen.
Speziell auf dem Te Araroa Trail machen sogenannte Trail Angels uns Wanderern das Leben einfacher.
Das ursprünglich aus der amerikanischen Fernwander-Kultur stammende Phänomen der Trail Angels ist längst in Neuseeland angekommen:
Hier bieten großzügige Menschen, die in der Nähe des Trails leben, den Wanderern Unterkunft und manchmal auch eine Mahlzeit oder eine heiße Dusche. Besonders in Gegenden, in denen es keine Campingplätze gibt und das Wildcampen verboten ist, sind wir als Wanderer oft auf Trail Angels angewiesen.
Einer dieser Trail Angels ist Sue.
Mein Ruhetag in Te Kuiti
Sue ist für Te-Araroa-Trail-Wanderer praktisch die einzige Anlaufstelle in Te Kuiti, vor allem seitdem der nahegelegene Campingplatz keine Übernachtungen im Zelt mehr erlaubt.
Sie führt einen kleinen Arts & Craft-Laden im Ort und lässt Wanderer gegen eine kleine Spende in ihrem Haus übernachten oder im Garten ein Zelt aufstellen.
Abgesehen davon hat sie wirklich Ahnung vom Trail! Sie half Dorian (einem französischen SoBo Wanderer) und mir erheblich bei der Planung des nächsten Streckenabschnittes und meldete mich bereits bei den nächsten Trail Angels weiter nördlich an!
Außerdem hielt sie ein Verpflegungspaket für mich bereit, das ich etwa eine Woche zuvor hier hinterlegte. So sparte ich mir einen größeren Einkauf.
Die Möglichkeit, in einem warmen Bett zu schlafen und eine heiße Dusche zu genießen, bietet sich auf dem Trail recht selten – daher entschied ich mich dazu, noch eine Nacht zu bleiben.
Auf nach Waitomo
Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg nach Waitomo. Es war ein sonniger und erstaunlich warmer Tag – der Frühling ist in Neuseeland angekommen! Tatsächlich unterschätzte ich das Wetter und die anstehende Wanderung ein wenig. Die gerade einmal 17 Kilometer (für TA Verhältnisse ein kurzer Tag) sahen auf der Karte sehr unproblematisch aus. Mit bloß einer Flasche Powerade und ohne weitere Wasserreserven machte ich mich auf den Weg.
Doch die auf der Karte sehr unscheinbar wirkende Strecke hatte es in sich – Es ging hoch und runter über oft unwegsames Farmland und manchmal matschige Wiesen. Der Trail verlief selten in einer geraden Linie und meist an Zäunen entlang auf und ab. Dabei knallte die Sonne in der Mittagshitze extra heiß – unterschätze niemals das Wetter in Neuseeland! Nach etwa drei Stunden war meine Flasche mit dem süßen Elektrolytgetränk leer und mein Mund trocken.
Obwohl ich meinen Wasserfilter im Rucksack hatte, ließ ich die Finger von den Bächen und Wasserlöchern dieser Gegend. Neuseelands Farmland ist nicht unbedingt für überragende Wasserqualität bekannt. Mit der Menge an Vieh auf diesen Wiesen hätte man einige dieser Pfützen wahrscheinlich problemlos mit einem Streichholz in Brand stecken können.
Nach 2 weiteren Stunden schweißtreibender Wanderung und einem, mit dichten Busch bewachsenen Hügel mehr, als mir recht war, erreichte ich endlich Waitomo.
Im Café gegenüber vom Campingplatz löschte ich meinen Durst mit einer eiskalten Dose Cola – Es sind die kleinen Momente im Leben!
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